katharina klement: resümee
unser Projektverlauf im Kontext des Gesamtprojekts
- Thema „Raum“ im Zusammenschluss mit Leuten aus verschiedenen Genres bedingt eine neue Dimension, d.h. man beginnt über diesen Topos neu und weiter nachzudenken, erkennt die vielen Ebenen aber auch Unvereinbarkeiten (u.a. Ursulas Traum/Bild von Ritter Blaubarts Burg).
- „Persönlicher Raum, Portrait“ bzw. Väterräume werden aus diesem Überthema „Raum“ abgeleitet.
- Reflexion: für mich als Komponistin ist es ungewöhnlich Reflexion während des Prozesses zu haben. Normalerweise arbeite ich allein und lasse die Dinge erst raus, wenn ich sie für fertig befinde. Ich schwanke hin und her – manchmal finde ich es gut, dass man feedback bekommt, manchmal stört es mich, dass ich den Blick und das Ohr auf Unfertiges/Intimes gewähren muss.
Ursula ist als Schauspielerin und Regisseurin an Teamarbeit gewöhnt, für sie ist die Reflexion in der Gruppe weniger problematisch.
Für uns beide war die Reflexion am Anfang, wo sich alles noch in einem weichen und unklaren Zustand befand, schwieriger als später, wo die Form bereits klarer war. Da konnten die Anregungen aus der Gruppe leichter angenommen werden. Vor allem bei diesem persönlichen Projekt gab es die Schwierigkeit des Hinaustretens, das aber generell für diesen Film gilt. Insofern war es eine große Hilfe, sich in der kleinen Runde, d.h. im geschützten Rahmen, zu stellen.
Dieses Stadium kommt z.B. in der Komposition selten vor, ist mit einem großen Ensemble meist nicht möglich. Das Reflektieren, Diskutieren in der Runde hat eine Zweischneidigkeit zwischen der Tatsache und dem Gefühl, andere mischen sich ein in Unfertiges, was noch gären muss und konstruktiver Kritik bzw. hilfreicher Vorschläge.
- Sehr bereichernd war es, zuzusehen, wie sich die anderen Projekte entwickeln, womit sie sich beschäftigen und wo es Verbindungen (z.B. in der Vorgangsweise, Strategie) zum eigenen Projekt trotz großer inhaltlicher Unterschiede gab.
- Die wissenschaftliche Praxis, das Forschen, war eine positive Beeinflussung.
- Die Schärfung der Begriffe Kristallisation, Extensivierung, Intensivierung ebenso. Die Reibung zwischen diesen Bereichen war sehr fruchtbar. Gleichzeitig gab es die Erkenntnis, dass Kunst und Wissenschaft diesbezüglich und ganz allgemein getrennte Wege gehen und müssen.
- Eine tolle Sache ist, dass man Menschen kennen lernt, sich mit ihnen „zusammen raufen“ muss, man lebt und wächst gemeinsam, Vorurteile werden überwunden, man bemüht sich um Professionalität.
- Insgesamt hätte sich unser Film wahrscheinlich nicht anders gestaltet ohne den Kontext der Gruppe. Da haben U & K völlig autonom gearbeitet.
- In der Endpräsentation waren die sehr unterschiedlichen Bereiche, in denen wir arbeiten und wie wir das tun stark spürbar. Es klaffte alles auseinander, es gab keine „Gesamtform“ und es wird sie in dieser Gruppe auch nicht geben. Die Unterschiedlichkeiten bleiben bestehen.
- Die Idee des Portraits hat sich bei mir im akustischen Städteportrait Belgrads, an dem ich gerade arbeite, fortgesetzt. Auch das Interview als Vorgehensweise und Materialfindung benütze ich wieder. Und die Frage nach Transformation in dieser Arbeit und ganz allgemein stellt sich neu. Diese Frage nach dem Transformationsraum war bereits ganz am Anfang des „Knowledge through Art“ Projekts da, kehrt für mich in jeder kompositorischen Arbeit mehr oder weniger immer wieder. D.h. konkret: wie bringe ich die vielen Aufnahmen, Fragmente, Interviews in eine Form, wie mache ich daraus „(meine) Musik“?